Auch als Cleantech Startup mit innovativen Ideen, die den Energiemarkt revolutionieren können, hat man es nicht immer leicht. Jan-Philipp Mai hat sich schon während seines Studiums mit der Forschung im Bereich Silizium, dem Grundmaterial der Solarzellen beschäftigt. Als Unternehmer hat er selbst einige Höhen und Tiefen erlebt – unter anderem die Insolvenz vor rund 3 Jahren. Wer die Vision einer sauberen Energieversorgung der Zukunft hat, lässt sich aber so schnell nicht unterkriegen.

Jan-Philipp, du hast dein Unternehmen 2010 gegründet. Was macht JPM Silicon? Was ist seitdem passiert und wo steht ihr heute?

Wir sind ein innovativer Siliziumhersteller und entwickeln eigene Technologien für eine nachhaltige Produktion von Silizium. Wir wollen den Ausbau der Solarenergie vorantreiben. Je günstiger Solarenergie wird, desto mehr Anwendung kann sie finden. Dafür forschen wir seit über 10 Jahren im Bereich Solarsilizium, dem Grundmaterial der Solarzellen. Langfristig wollen wir Silizium komplett CO2-neutral herstellen und eine Produktion aus nachwachsenden Rohstoffen aufbauen.

Unter der Marke JPM Silicon arbeitet heute ein achtköpfiges Team in Braunschweig und China an der Entwicklung und Realisierung verschiedener Technologien. Dabei fungiert Braunschweig als unser Forschungs- und Entwicklungsstandort. In China planen wir gerade zusammen mit unserem Partner eine erste Recyclingfabrik im mittleren einstelligen Millionenbereich.

Warum habt ihr Deutschland und China als eure Standorte gewählt?

Auch wenn die Investorensuche ausgehend vom deutschen Markt nicht die einfachste ist – und Braunschweig eher im Mobilitäts- als im Energiesektor bekannt ist – bringt der Standort viele Vorteile. Es gibt hier eine sehr gute Forschungslandschaft und viele Institute, mit denen wir zusammenarbeiten können. Außerdem haben wir uns hier über die Jahre ein Netzwerk aufgebaut. Das ist manchmal wichtiger als Geld.

Auf der anderen Seite hat die Solarbranche ihren Schwerpunkt in China. Deshalb war für uns klar, dass auch wir nach China müssen, alleine aus logistischen Gründen. Um dort ebenfalls ein Netzwerk aufzubauen, arbeiten wir mit lokalen Partnern zusammen. Wir bringen das Know-how, unsere Partner Struktur und Kapital.

Wie sieht euer neues Geschäftsmodell aus?

Wir setzen auf drei Bausteine. Wir forschen natürlich weiter, um vor allem unser Ziel einer nachhaltigen Silizium-Produktion nicht aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig treten wir aktuell mit unserer ersten Technologie im Bereich des Silizium-Recyclings in den chinesischen Markt ein. Durch die neue Anlage in China wollen wir uns im Markt etablieren und von hier aus den nächsten Schritt machen. Als Dienstleister sind wir zudem in verschiedenen Silizium-basierten Projekten eingebunden. Vom Recycling von Solarmodulen bis zum Einsatz in Lithium-Ionen-Batterien für die Elektromobilität.

Was waren die größten unternehmerischen Herausforderungen in den letzten Jahren?

Innovationen, wie die unsere, bringen auch immer ein hohes Risiko mit sich. Trotz guter Aussichten sind wir vor drei Jahren in der damaligen Konstellation aus Investoren, Partnern und Interessenten gescheitert. Das war natürlich ein Rückschlag. Gleichzeitig aber auch ein Neubeginn, Dinge anders zu machen und natürlich stellt man sich die Frage, ist es das wirklich alles wert.

Als junger Unternehmer mit einer neuen Technologie auf dem deutschen Markt hat man es nicht leicht. Immer wieder Geld zu akquirieren für eine Technologie, die noch Entwicklungszeit benötigt, haben wir unterschätzt. Auch die Zusammenarbeit mit großen Unternehmen war nicht leicht. Die Strukturen dort sind anders, die Entscheidungswege lang – dass hat uns viel Zeit und damit auch wieder Geld gekostet.

Was waren die größten Challenges für dich persönlich? Was hat dir geholfen, diese zu überstehen?

Persönliche Herausforderungen gab es viele. Ich erinnere mich noch daran, wie ich meinen ersten Mitarbeiter kündigen musste – es war für beide Seiten nicht schön. Ich musste lernen, solche Gespräche zu führen. Da muss man durch.

Auch war es nie einfach als junger Unternehmer in Verhandlungen mit etablierten Unternehmen und Investoren zu stehen. Ich hatte immer erfahrene Berater oder Coaches, die mich unterstützt haben. Manchmal hätte ich mich aber auf mein Bauchgefühl verlassen sollen und die Dinge so tun, wie ich sie für richtig halte. Dennoch fehlt einem hier gerade zu Beginn die nötige Seniorität. Über die Zeit bekommt man ein Gefühl hierfür.

Überstanden habe ich immer alles durch Freunde und Familie, aber auch durch ein funktionierendes Team. Wenn man versucht, alles alleine zu machen, wird es schwierig. Man muss nicht unbedingt im Team gründen. Aber es hilft Aufgaben abzugeben und sich zu fokussieren.

Das MBA-Studium hat mir zudem geholfen, meine Ideen immer wieder neu zu überdenken und aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Außerdem habe ich es genutzt, um mit anderen über meine Idee zu reden und diese zu diskutieren. Feedback kann immer helfen sich weiterzuentwickeln.

Welche Ratschläge hast du für andere, junge Unternehmer oder Gründer?

Man sieht sich immer zweimal im Leben – dies sollte man bei all seinen Handlungen im Hinterkopf behalten. Bleibt immer auf der Sachebene, auch wenn viel Herzblut in eure Idee und Unternehmen steckt. Arbeitet im Team – Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Das Team sollte sich entsprechend ergänzen.

3. Baut euch ein Netzwerk auf. Gerade die Kapitalsuche ist kein geradliniger Prozess, sondern wächst ebenfalls mit eurem Netzwerk.